«Ich glaube, wir können die Welt verändern, wenn wir beginnen einander zuzuhören. Einfache, ehrliche, menschliche Konversation. Keine Mediation, Verhandlung, Problemlösung, Debatte oder öffentliche Sitzung. Einfache, wahre Konversation wo wir alle die Gelegenheit haben zu reden, wo wir uns gehört fühlen und wir gut hören.»
[Margaret J. Wheatley]
Kommunikation im Allgemeinen oder ein Gespräch im Besonderen, ist meiner Ansicht nach ein bidirektionaler Prozess, d.h. jemand spricht, eine/r oder mehrere hören zu, dann spricht jemand anderes, eine/r oder mehrere hören zu, usw.
Senden & Empfangen, Empfangen & Senden…
Nur leider verläuft dieser Prozess oftmals nicht ganz so optimal, in Beziehungen oder in Meetings.
Viele kennen wahrscheinlich Situationen einer – ich nenne es – Monokommunikation.
Eine Person erzählt, erzählt, erzählt, führt aus… stellt keine einzige Frage & bedankt sich dann für das nette Gespräch… Ende.
Immer auf Sendung.
Oder Meetings, deren Sinn für viele offenbar darin besteht, mittels eines möglichst großen Redeanteils die Wichtigkeit der eigenen Gedanken und Argumente im jeweiligen Kontext zu verdeutlichen.
Viele Wiederholungen erhöhen das Gewicht des Gesagten und mit lauter Stimme zu sprechen verschafft der ganzen Sache den scheinbar notwendigen Raum, so der Gedanke…
Nur deshalb laufen viele Meetings, Gespräche dann für viele der Beteiligten ziemlich unbefriedigend ab. Der Satz «Wir haben heute um 14 Uhr ein Meeting» führt oftmals bei den Angesprochenen zu direkter Schnappatmung.
Ich erlebe es in den unterschiedlichsten Kontexten, beruflich oder privat, wie Kommunikation zur Einbahnstraße werden kann, wenn das individuelle Mitteilungsbedürfnis so groß ist, das kein Platz für wirkliches Zuhören bleibt.
Und auch kein Platz für Stille, für’s Innehalten. Das immerwährende Senden scheint das Mantra vieler zu sein, nur selten geht es um das aktive Zuhören – oder gar um die bewusste Stille.
Und wenn ich dann beim vermeintlichen Zuhören auch noch damit beschäftigt bin, Gegenargumente, Ergänzungen etc. zu formulieren, wie kann ich dann noch etwas anderem folgen, als meinem eigenen Gedankenstrom?
Manche Menschen besitzen zudem wenig Gefühl für die jeweilige Situation [z.B. zur Verfügung stehende Zeit geteilt durch Anzahl Teilnehmende entspricht ungefähr der eigenen Redezeit] oder sprechen über Themen, die mit dem jeweiligen Kontext wirklich nix zu tun haben. Vielleicht aus der Angst vor Stille. In Zeiten permanenter Beschallung durch unterschiedlichste Medien scheint für uns die Stille und sei sie auch nur sehr kurz, oftmals unerträglich.
Ich formuliere das bewußt etwas krass, natürlich gibt es etliche Nuancen dazwischen.
Aber was passiert in diesen Situationen eigentlich?
Ein Grundbedürfnis von uns Menschen ist es, gehört zu werden, sich mitzuteilen, ein Gegenüber zu haben.
«Werden am Du», so beschreibt es Martin BuberMartin Buber war ein österreichisch-israelischer Religionsphilosoph. Sein Hauptwerk «Ich und Du» befasst sich u.a. mit der Identitätsbildung des Menschen vornehmlich in Relation zu dem ihn Umgebenden. .
Viele Menschen scheinen ziemlich unterernährt, was das «Gehörtwerden» betrifft. Manche sind vielleicht alleine, haben selten die Möglichkeit Gehör zu finden, ein Gegenüber zu haben. Andere wollen ihre Stellung in der Gesellschaft oder im Unternehmen mittels hohem Redeanteil rechtfertigen, und was sonst noch so alles eine Rolle spielen kann.
Wie entlastend das Durchbrechen dieser Art des Kommunizierens sein kann, habe ich durch Council erfahren dürfen.
Das obige Zitat der Autorin & Trainerin Margeret Wheatley beschreibt ziemlich gut, was Council [für mich] ist.
Als ich vor ca. 4 Jahren auf einer Visionssuche das erste Mal mit Council in Berührung kam, war ich schnell begeistert von dieser «Kommunikationsform». In meiner Ausbildung zum Initiatischen Prozessbegleiter® am Eschwege Institut wurde größtenteils im Council kommuniziert. Mit dem Herzen zu hören & zu sprechen. Das bedeutet: präsent zu sein. Und für die Zeit des Councils unserem Herzen den Vorrang vor unserem Verstand zu geben.
Das erfordert Mut.
Und Vertrauen, den beteiligten Menschen gegenüber, der Form und dem Prozess.
Dafür braucht es Raum, einen geschützten.
Council – der Versuch einer Beschreibung
Wenn man noch nie in einem Council gesessen hat, ist es für viele schwierig nachzuvollziehen, warum diese sehr einfache Art des Kommunizierens solch eine Wirkung entfalten kann. Denn die Leitlinien, die Anwendung finden, sind für jede/n sofort erfass- & umsetzbar.
Council ist aus meiner Sicht einerseits eine Kommunikationsart oder Methode, ja, aber das wichtigste dabei ist die Haltung. Die Haltung mit der ich im Kreis sitze, der Haltung die ich mir und anderen entgegenbringe. Wie ich zuhöre und gehört werde.
Achtsam & offen, bewußt & klar.
Dann ist vieles möglich, was sonst sehr lange dauert oder nicht lösbar scheint.
Und das Schöne ist: es ist einfach!
Leicht verständliche Leit-/Richtlinien schaffen den Rahmen für eine konzentrierte Kommunikation in der Organisation, der Schule oder in der Beziehung.
Council ist Ausdruck einer Haltung, die Präsenz und Achtsamkeit in die Beziehung zu sich selbst, zu anderen und zur Natur einlädt.
Council zielt auf das Finden von Antworten, die in der Gruppe schon angelegt sind.
Es ist ein Weg zur Förderung der Präsenz und Achtsamkeit in der Beziehung zu sich selbst sowie der Kommunikation miteinander.
Und es kann ein wirksames Mittel der Gestaltung und der Würdigung von Prozessen zur Bildung von tragfähigen Gemeinschaften sein.
Wer mehr über «The way of Council» erfahren möchte: