Ich muß ja gestehen: obschon ich schon lange Musik mache, habe ich mich nie wirklich mit dem Thema GEMA auseinandergesetzt. Bei Auftritten füllt man eine Liste der Stücke, die man spielt für den Veranstalter [der sie der GEMA weiterreicht] aus, fertig.
Nun wollte ich eigene Musik auf CD pressen lassen, um sie zu veräußern. Wunderbar, denke ich mir, bis ich vom Presswerk ein Formular «Lizenzantrag Tonträger» bekomme und dieses ausfüllen und an die GEMA senden soll.
Ich bin nicht Mitglied in der GEMA denke ich mir, warum muß ich dann so ein Formular ausfüllen? Das Presswerk erklärt mir, dass Sie keine CD pressen dürfen ohne diese Genehmigung. Eine Versicherung quasi, die verhindern soll, dass ich urheberrechtlich geschütztes Material veröffentliche, denn die GEMA kümmert sich um den Schutz von Musikwerken kümmert [Wikipedia-Eintrag].
Nun, es handelt sich um meine eigene Musik. Also warum benötige ich dafür eine Genehmigung einer Institution deren Mitglied ich nicht bin und die keinerlei Auftrag von mir erhalten hat. Es erinnert mich ein wenig an Institutionen wie die SCHUFA oder die GEZ, keiner weiß genau, was da im Innern passiert, aber jede/r kommt irgendwann mit denen in Kontakt, meist nicht wirklich intrinsisch motiviert 😉
Da mir ja offenbar nichts anderes übrig bleibt, so ich meine Musik veröffentlichen möchte, als dieses Fromular auszufüllen, dann mache ich das. Und warte gerne zwei geschlagene Wochen bis ich dann endlich einen Post-Brief von der GEMA erhalte: «Auslieferungsgenehmigung», yeah. Die GEMA erlaubt nun mir bzw. dem Presswerk, meine eigene Musik herzustellen, zu vervielfältigen. Damit aber noch nicht genug: nun – so teilt man mir in diesem Schreiben mit – wird in der entsprechenden Fachabteilung das Repertoire geprüft und ich werde baldmöglichst benachrichtigt, aha… Im Anschluß soll ich dann eine GEMA-Rechnung über die Abgeltung der Vervielfältigungs- und Verbreitungsrechte erhalten… Entschuldigung??? Ich soll für die Veröffentlichung meiner Musik per Vorkasse leisten?? Nein, nur wenn ich GEMA-Mitglied wäre.
Ich habe mich im Zuge der CD-Veröffentlichung ein wenig im Netz umgetan; dort wird diese Thematik in Foren und Blogs mannigfaltig und kontrovers diskutiert [ein paar Links im Anschluß]. So konnte ich mir erstmal einen Überblick verschaffen. Ferner habe ich mit ein paar befreundeten Musikern gesprochen, ein sehr heterogenes Meinungsbild blieb da zurück.
Aus meiner Sicht ist es – vereinfacht gesagt – so: wer sich im Bereich der E-Musik bewegt hat auf jeden Fall Vorteile dieser Vereinigung GEMA, denn jedes Mal, wenn er/sie die eigenen Stücke aufführt oder sie öffentlich gespielt werden, bekommen sie Tantiemen, sehr viel mehr als im Bereich der U-Musik. Dort unterstützt das GEMA-System vorwiegend die Komponisten, die häufig gespielt und gekauft werden, also den «Großen». Und: wenn ich GEMA-Mitglied bin, dann MUSS ich meine Musik von der GEMA lizensieren lassen. Ich habe also keine Wahl.
Es ist für mich ein System, das in früheren Zeiten [also vor dem Internet] bestimmt sinnvoll war, aber jetzt nicht mehr unbedingt zeitgemäß. Ich als Künstler muß die Wahl haben, ob ich mein Werk unter den Schutz eines Urheberrechtes stelle und wenn ja unter welches [CC etc.]. Und ob ich mal ein Stück urheberrechtlich geschützt haben und das nächste Werk als gemafreie Version veröffentlichen möchte.
Aufgrund dieser großen Lücke und den damit verbundenen Schwierigkeiten für Kompositionen hat sich eine «GEMA-Konkurrenz» C3S gegründet.
Mal schauen, wie sich das entwickelt.
Ich finde jedenfalls, dass sich etwas ändern muß, ansonsten werden immer Musikerinnen und Musiker, Komponistinnen und Komponisten der GEMA den Rücken kehren und sich ausschließlich dem «Diltat» des Marktes unterwerfen, was nicht wirklich im Sinne der Musik sein kann.
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